Frühlingserwachen in der „Zeile für die Natur“
21. März 2015 /Mit der Botanikerin Monika Peukert durch die Zeile:
Im grauen Licht der Sonnenfinsternis am Frühlingsanfang zeigen sich erst wenige Pflanzen. Da ist z. B. die Rosette der Gewöhnlichen Kratzdistel, im fahlen Licht der Sonnenfinsternis fotografiert.
Wie in einen Wintermantel gehüllt, trägt sie einen dichten Haarpelz und ist noch fest an den schützenden Boden gedrückt, die Nächte sind noch kalt und so ist sie vor Frost geschützt. Im Wortsinne bestechend ist ihre klare Symmetrie bis in die stachelbewehrten Blattspitzen hinein. – Bald wird sich ein kräftiger Blütenstengel aus diesem „Winterrosettenkleid“ himmelwärts recken. – Kaum zu glauben, aber selbst die Distel findet Verwendung in der Wildkräuterküche. Meist nimmt man dazu aber die weniger haarigen Verwandten, wie die Acker-Kratzdistel. Etwas mühsam ist die Zubereitung, denn man muss die Stacheln abschneiden.
Ganz anders beim Weinbergslauch, wie der Name sagt, wächst der Weinbergs-Lauch (Allium vineale) vor allem im Weinberg.
Das geringelte Blatt auf dem Bild ist eine Laune der Natur. Für gewöhnlich wächst der Weinbergs-Lauch gerade, die Blätter werden lang und hängen dann über. Kein Wunder, dass er genau dort wächst, wo ich ihn fotografiert habe – das ist die alte Weinbergslage von Biebelnheim, die schon vor 100 Jahren so genutzt wurde. In den jungen Reblagen sucht man ihn vergeblich. Findet sich der Lauch in Obstwiesen und –gärten, kann er als Relikt ein Hinweis auf früheren Weinanbau sein. Weitere Fundorte sind im Traufbereich alter Bäume in Schloss- und Stadtparks. Wie alle Laucharten ist er essbar. Seine im Querschnitt fast runden röhrigen Blätter schmecken ähnlich wie Schnittlauch, sind aber etwas hart. Daher empfiehlt es sich, nur junge Blätter zu verarbeiten, oder nur mal einen Stengel beim Spaziergang zu naschen. Er erscheint früh im Jahr, oft schon im Januar und ist dann in kahler Umgebung leicht zu entdecken.
Monika J. Peukert, Dipl.-Biologin, 60388 Frankfurt am Main