Hanneke Schönhals hat als tanzende Winzerin im Dürrejahr 2018 für Regen getanzt – und damit mediale Aufmerksamkeit für eins der drängendsten Themen in der Landwirtschaft geschaffen.

Und die wiederkehrende Dürre ist nicht das einzige Problem, mit dem sich die Landwirtschaft konfrontiert sieht. Andere Wetterextreme nehmen ebenfalls zu, wie Starkregen, Böen, Hagel, sowie starke Jahresschwankungen. Alles unter dem Schlagwort Klimakrise bekannt. Zudem steht auch der Weinbau im Fokus, wenn es um die EU-weit anerkannte Biodiversitätskrise geht. Herbizide, Fungizide, Insektizide – all diese vermeintlich unverzichtbaren Pestizide sind mit verantwortlich für die Biodiversitätskrise in der wir uns befinden.

Die Herausforderungen und Krisen sind so groß, dass es verständlich ist, sich dem Ohnmachtsgefühl hinzugeben. Im Weingut Schönhals geht man traditionell auf die Suche nach neuen Lösungen und Wegen.

Ein neuer Baustein für zukunftsfähigen Weinbau bietet das Konzept Agroforst – die Einbindung von Bäumen und Hecken in der Landwirtschaftlichen Fläche.

Agroforst Weingut Schönhals

Wir möchten als Weingut Schönhals nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sein. Agroforst ist Teil der Lösung

Drei Antworten auf die Herausforderungen durch Klima- und Biodiversitätskrise:

  1. Antwort: Biodynamischer Weinbau

„Neue Wege gehen und das eigene Tun zu hinterfragen hat in unserem Weingut Tradition – so hat mein Vater bereits in den 80er Jahren den Betrieb auf ökologischen Weinbau umgestellt. Damals aus der christlichen Verantwortung heraus – zur Wahrung der Schöpfung.“

Der ökologische Weinbau ist also bereits normal im Weingut Schönhals und immerhin für weitere 12% der weinbaulichen Betriebe in Deutschland. Hier wird Humus aufgebaut, Vielfalt gefördert, auf chemisch-synthetische Pestizide verzichtet um Natur, Wasser und Menschen zu schützen.

Aber auch der ökologische Weinbau hat Defizite und bietet nicht die 100%-Lösung für alle Themen.
Bio ist eine Grundlage für nachhaltigen Weinbau, aber Bio allein reicht nicht mehr.“ Denn Weinreben benötigen im Verhältnis zu anderen Anbaukulturen sehr viel Pflanzenschutzmittel – auch im ökologischen Anbau.

Aber auch hierfür gibt es Lösungswege – unbequem, ungewohnt, „Ham wir noch nie so gemacht“ – also genau die richtige Herausforderung, um sie mit dynamischer Leichtigkeit anzugehen.

  1. Antwort: Zukunftsweine aus neuen Rebsorten

Um Pflanzenschutzmittel und die damit verbundenen Überfahrten einzusparen werden im Weingut Schönhals seit 2020 ausschließlich neue Rebsorten gepflanzt – so genannte Pilzwiderstandsfähige Rebsorten, kurz PiWis. Bereits 30% der Anbaufläche von Schönhals sind mit diesen „Zukunftsreben“ bepflanzt. Hannekes Vater pflanzte die erste Zukunftsrebe Anfang der 90er Jahre.

Diese Reben sind besonders widerstandsfähig gegen Krankheiten, trotzen den Klimaschwankungen, bringen enorme Einsparungen im Pflanzenschutz, reduzieren die Traktorfahrten im Weinberg, Reduzieren den CO2-Verbrauch und sind schonend für Boden & Pflanzenvielfalt. Aufgrund ihrer Unbekanntheit tun sich die Weine in der Vermarktung noch schwer, was viele Winzer*innen davon abhält sie zu pflanzen.

Hanneke hat daher gemeinsam mit ihrer Freundin und Mitstreiterin Eva Vollmer die Zukunftsweine-Bewegung ins Leben gerufen. Damit will sie den neuen Rebsorten einen Markt bereiten und die Kolleg*innen ermutigen, ebenfalls diese Reben anzubauen. Denn die Rebsortenwahl im Weinberg ist immer eine Entscheidung für mindestens eine Generation.

Mittlerweile sind gut 60 Winzer*innen und Genossenschaften Teil der Bewegung, von der Lüneburger Heide bis zum Bodensee, von Luxemburg bis Österreich. Die Zukunftsweine erhalten viele Auszeichnungen, wie u.a. den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2022 oder den Feinschmecker Award 2023 für Nachhaltigkeit und Innovation. Deutschlandweit werden jedoch erst 3% der Rebfläche mit Zukunftsreben (Piwis) bepflanzt. Es gibt hier also noch viel zu tun für die Bewegung und alle Mitstreiter*innen.

Agroforst Weingut Schönhals

 

  1. Agroforst im Weinbau

 

Im Weindorf Biebelnheim, in dem das Weingut mit Hanneke Schönhals in zweiter Bio-Generation ökologisch wirtschaftet, fand im Jahr 2022 eine Flurbereinigung in der sehr guten Weinlage „Rosenberg“ statt. Ein Schwerpunkt der Flurbereinigung ist die Vereinfachung und Intensivierung landwirtschaftlicher Produktionsbedingungen.

 

Mit Blick auf die neuen Flächen wurde im Weingut Schönhals schon schnell die Entscheidung gefällt, auf eigener Fläche auf einen Teil Reben zu verzichten und dort stattdessen Bäume und Sträucher zu pflanzen. So wurden vom Team Schönhals, mit Unterstützung der ökologischen Baumpflege-Firma „Treeguards“ aus Rheinhessen, im Sinne des Agroforsts Mitte November 50 Bäume und Sträucher in den ansonsten ausgeräumten Rebberg gepflanzt.

 

Mit Blick auf die Zukunft bietet die Integration von Bäumen und Sträuchern in Weinberge die Chance, das Ökosystem widerstandsfähiger zu machen und die Einflüsse von Wetterextremen abzumildern. Bäume haben vielfältige Qualitäten, wie die Fähigkeit, Kohlenstoff zu binden und das Klima positiv zu beeinflussen. Daneben verbessern sie den Boden, vermeiden Erosion und stärken die Biodiversität. Die neuen Bäume und Sträucher sind auch gute Windbrecher und beeinflussen den Wasserhaushalt sowie die natürliche Nährstoffversorgung positiv. Mit den Bäumen als Nachbarn, die auch Lebensraum für Nützlinge sind, profitiert die Rebe und macht sie weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge.

 

Neben diesen ökologischen Effekten hat die Pflanzung von Bäumen und Sträuchern in der rheinhessischen Reben-Landschaft aber noch eine weitere sozial-kulturelle Funktion: die Gestaltung von Landschaft. Im Weinbau wird fast das ganze Jahr über draußen gearbeitet. Wenn es kalt und windig ist, ist man dankbar für Bäume und Hecken als Windbrecher. Wenn die Sonne erbarmungslos scheint, ist man dankbar für ein kühlendes Schattenplätzchen unterm Blätterdach. Und wenn wir spazieren oder wandern, freuen wir uns über eine vielfältige Kulturlandschaft.

 

Pflanz-Beispiele und Ihre Wirkungen:

 

    • Die Gemeine Hainbuche (Carpinus betulus) beherbergt einen Parasiten der Grünen Rebzikade. Dieser Parasit hat den stärksten regulierenden Einfluss auf die Rebzikade.
    • Die Winterlinde (Tilia cordata) wiederum ist Lebensraum für Florfliegen, die Schildläuse und Spinnmilben vertilgen, sowie weitere Nützlinge wie Marienkäfer, Schwebfliegen, Bienen, Hummeln und Fledermäusen. Letztere sind ein natürlicher Feind des Schädlings Traubenwickler.
    • Die Hundsrose (Rosa canina) ist Nahrungsquelle für ca. 25 Vogelarten, 10 Wildbienen und 100 Insektenarten

Unsere Partner des Agroforst-Projekts im Weingut Schönhals:

Wir danken Billy und Christopher von Treeguard – ökologische Baumpflege in Rheinhessen! Für die Auswahl der Bäume und Hecken, für den Projektplan, die Unterstützung bei der Pflanzung und Pflege, sowie die Begeisterung mehr Vielfalt in die Rheinhessische Landschaft zu bringen.

Ein dickes Danke geht auch an unseren Freund Wolfgang Höfli aka Chicken – sofort bereit seinen Bagger aufzuladen und uns mit selbem bei der Pflanzung zu unterstützen. Unsern roihessische Lette-Boden hätte uns die Pflanzung schwer gemacht ohne Chickens Hilfe!

Ganz herzlichen Dank auch an das Land Rheinland-Pfalz und die Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung in Biebelnheim, die diese Pflanzaktion im Rahmen der Aktion „Mehr Grün durch Flurbereinigung“ unterstützten.

 

Baumpflege Tree Guard
Unser Freund mit dem Bagger: Chicken